Neuer Antrieb für die eigene Gesundheit
GesundheitDie Überseestadt bekommt mit DRVN ein modernes Behandlungs-und Präventionszentrum
Im Schuppen Eins entsteht auf mehr als 1.500 Quadratmetern ein neues Behandlungs- und Präventionszentrum – mit einem für Bremen einzigartigen Konzept. Besonders daran ist das Medical Hub, das Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit bietet, eine Praxis zu mieten und Verwaltungsaufgaben gegen Gebühr abzugeben. Welche Vorteile DRVN noch mit sich bringt, erläutert CEO Melanie Stade.
Frau Stade, mit DRVN ist in der Überseestadt ein einzigartiges Behandlungs- und Vorsorgezentrum eingezogen. Was ist das Alleinstellungsmerkmal?
Wir haben mit DRVN ein relativ umfangreiches Konzept erarbeitet und versuchen, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Während meiner Tätigkeit als Ärztin war ich vor allem frustriert von der hohen administrativen Belastung, sowohl im Krankenhaus als auch im ambulanten Bereich. Diese Belastung möchten wir hier für die Ärzte abfangen, indem wir die komplette Infrastruktur, sprich Empfang, Terminvergabe, Personalwesen, Qualitätsmanagement, Hygienemanagement, Datenschutz und Abrechnung zur Verfügung stellen. So können die Ärzte im sogenannten Medical Hub selbstständig in unserer Struktur arbeiten und sich rein auf den Patienten konzentrieren. Fachbereichsübergreifend arbeiten bei uns dann Allgemeinmedizin, Orthopädie, Ernährungs- und Präventionsmedizin, Kardiologie, innere Medizin, aber auch Dermatologie Hand in Hand zusammen. Direkt angeschlossen daran ist die Physiotherapie, die von kurzen Wegen und der engen Zusammenarbeit mit den Ärzten profitiert. Wir sprechen zudem aktuell auch mit Psychologen und Psychotherapeuten, um auch den wichtigen Aspekt der mentalen Gesundheit abdecken zu können.
Eine weitere Kernaufgabe ist die Prävention. Wie gehen Sie vor?
Prävention und Lebensstilmedizin sind für uns ganz zentrale Aspekte, denn rund 70 Prozent der Erkrankungen, die wir heute in Deutschland haben, wären vermeidbar. Unsere Lebenserwartung ist rückläufig, wir werden immer früher krank und die Krankheitsdauer verlängert sich. Unser Ziel ist es, vorher anzufangen und die Menschen, solange sie noch keine Patienten sind, zu einem besseren Lebensstil zu führen. Das ist relativ schwierig, da wir nun mal einen westlichen Lebensstil haben. Das heißt, wir essen sehr viele hochverarbeitete Lebensmittel und bewegen uns immer weniger, indem wir Fahrstühle, Rolltreppen, E-Roller und Autos nutzen. Alles ist darauf ausgelegt, es möglichst bequem zu haben – das tut aber unserem Körper nicht gut und macht uns auf Dauer krank, ebenso das Rauchen und Alkohol trinken. Stress ist ebenfalls ein großes Thema.
Der Mensch ist ja aber nunmal ein Gewohnheitstier. Wie kann man ihn dazu motivieren, aktiv etwas für die Gesundheit zu tun?
Zunächst einmal muss man verstehen, dass es nicht für alles eine Pille auf Rezept gibt. Stattdessen nehmen wir die Patienten von Anfang an mit: Wir klären in interaktiven Infotainment-Zonen über verschiedene Gesundheitsthemen auf. So kann man sich perspektivisch zum Beispiel in den Wartebereichen über Themen wie Darmgesundheit, Stress, Schlaf oder Muskeltraining informieren – aus der Überzeugung heraus, dass man sich anders verhält, wenn man weiß, warum man dies tun sollte. Und auch hier haben wir wieder unseren fachübergreifenden Ansatz, etwa mit der Psychologie. Denn es geht auch um die sogenannte intrinsische Motivation: Warum tue ich bestimmte Dinge? Warum sollte ich mein Verhalten verändern? Und wie überhaupt? So begleiten wir die Menschen Schritt für Schritt hin zu mehr Lebensqualität.
Sie kommen aus der Medizin und waren zuletzt in der Paracelsus-Klinik tätig. Was hat sie dazu bewogen, mit der Gründung von DRVN einen komplett neuen Weg einzuschlagen?
Das war im Grunde der Frust auf unser Gesundheitssystem. Ich habe ursprünglich Medizin studiert, um Orthopädin und Sportmedizinerin zu werden, mich dann aber dagegen entschieden, weil ich nicht gerne im OP gearbeitet habe. Ich habe danach unterschiedliche Fachbereiche durchlaufen und kam immer wieder an den Punkt, an dem ich dachte: Dafür bist du nicht Ärztin geworden. In den Krankenhäusern hat man keine Zeit für die Patientenversorgung, im ambulanten Bereich auch nicht, dafür eine hohe administrative Belastung. Und wenn man dann in der wenigen Zeit, die für die Patienten bleibt, immer wieder Erkrankungen sieht, die vermeidbar sind, merkt man, dass hier etwas grundlegend schiefläuft. Damit sind viele meiner Kollegen jeden Tag im Gesundheitswesen konfrontiert. Uns geht es vor allem darum, die Eigenverantwortung der Patienten zu stärken. Nicht der Arzt ist für ihre Gesundheit verantwortlich, sondern nur sie selbst. Ein weiterer frustrierender Punkt, der eine ganzheitliche Therapie immer wieder erschwert und Behandlungszeiträume unnötig verlängert, ist die mangelhafte Kommunikation unter den verschiedenen Fachbereichen.
Auch da möchten Sie etwas verändern.
(lacht) Ja, das ist schräg. Die Leute werden hier tatsächlich miteinander reden, sich gemeinsam über die Patienten unterhalten und diese gemeinschaftlich betreuen. Wir haben hier die Möglichkeit, die unterschiedlichen Fachbereiche eng miteinander zu verknüpfen. Es gibt zum Beispiel die Physiotherapie, aber eben auch die Prävention. Das heißt, wenn etwa die Rückenschmerzen vorbei sind, können wir trotzdem weiter begleiten, damit die Schmerzen nicht wiederkommen. Wir möchten ein zuverlässiger Anlaufpunkt bei allen gesundheitlichen Problemen sein. Aber im besten Fall werden aus den Patienten Klienten, die ihre Gesundheit selbstständig in die Hand nehmen und idealerweise irgendwann eigenständig klarkommen und unsere Begleitung nur noch ab und zu brauchen.
Auch die Sportmedizin gehört zum Konzept. Welchen Part nimmt diese ein?
Die Sportmedizin hat eine andere Art von Patientenklientel: Sportler sind oft gesund und wollen etwa nach einer Verletzung möglichst schnell wieder zurück aufs Spielfeld. Sie haben einen starken Antrieb, eine große Eigeninitiative und ein Bestreben, sich gesund zu verhalten. Sportler möchten tendenziell besser werden, während es bei den Präventionsklienten darum geht, einen gewissen Status zu halten. Die Werkzeuge, die man für beide nutzt, sind aber eigentlich die gleichen oder zumindest ähnlich.
Kann das Nebeneinander mit den Sportlerinnen und Sportler vielleicht sogar zusätzlich motivierend wirken?
Das ist die Idee und Hoffnung, dass die Sportler die anderen mitziehen, da sie ja auch als eine Art Vorbilder gelten. Häufig sind das ambitionierte Persönlichkeiten, die grundsätzlich einen hohen Anspruch an sich selbst und ihre Leistungen haben (was auch nicht immer gesund ist). Bei der Prävention geht es dann eher darum, einen gesunden nachhaltigen Weg zu finden, das eigene Wohlbefinden langfristig zu verbessern. Einen Weg, den die Sportler meistens schon vorgegangen sind.
Sind Kinder im Konzept mitgedacht?
Ja, grundsätzlich schon, wobei wir keine Kinderärzte haben. Kinder sind zum Glück nicht so häufig von chronischen Erkrankungen betroffen wie Erwachsene. Aber eigentlich muss man, wenn man sinnvoll präventiv arbeiten möchte, im Kindesalter anfangen. Zudem haben auch Kinder immer häufiger Erkrankungen wie (Alters-)Diabetes, bewegen sich immer weniger und haben psychische Probleme. Deshalb möchten wir ab 2025 ein Schulpräventionsprojekt ins Leben rufen und Themen wie Bewegung, Ernährung und mentale Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen in Vereine und Schulen bringen – und dabei auch die Eltern mitnehmen. Wir fangen aber schon jetzt an, erste Projekte mit Vereinsmannschaften umzusetzen.
Sie decken mit Ihrem neuen Konzept in der Überseestadt einen Bedarf, der hier lange bestanden hat. Welche Rolle sehen Sie für DRVN in der künftigen Entwicklung des Quartiers?
Wir haben bei der Auswahl des Standorts gezielt nach dem dortigen Bedarf geschaut. Und bislang ist in der Überseestadt in puncto Medizin ja quasi noch nichts vorhanden. Aber auch generell ist es für uns ein sehr spannender Stadtteil, vor allem mit der Entwicklung der Überseeinsel als komplett neuem Stadtteil. Wir wollen hier unseren Beitrag leisten– zum einen für die medizinische Versorgung, aber auch für die Entwicklung des Quartiers.
Die Infrastruktur soll bei DRVN in Zukunft überwiegend digital funktionieren– also weg vom Klemmbrett. Wie kann das aussehen und welche Vorteile versprechen Sie sich davon?
Perspektivisch wird es für den Patienten bei uns folgendermaßen ablaufen: Er kann sich am Self-Check-In selbstständig einchecken, bekommt ein Tablet, füllt die Fragebögen digital aus und unterschreibt sie. Dann landen durch bestimmte Kreuze in der Befragung automatisch die ersten Schlagwörter beim behandelnden Arzt. Dadurch können wir einen gewissen Teil der Dokumentation schon vorwegnehmen, weil die Anamnese schon dokumentiert ist und automatisch in die digitale Patientenakte übertragen wird. Ärzte, die möchten, können mit einem Spracherkennungssystem arbeiten. Es ist auch geplant, so weit wie möglich KI zu nutzen. Da ist man im diagnostischen Bereich schon recht weit. Aber wir stellen uns auch vor, dass der Arztbrief für den Patienten verständlich übersetzt wird. Auch beim Thema Terminvergabe wollen wir uns von einer KI unterstützen lassen: Egal wie voll die Leitungen sind– die KI nimmt jedes Erstgespräch an, sodass jedes Anliegen aufgenommen wird. Danach ruft das Team organisiert zurück.
Haben Sie langfristige Pläne zur Erweiterung oder vielleicht zur Etablierung weiterer Standorte in Bremen und Umgebung, wenn das Konzept in der Überseestadt aufgeht?
Wir müssen uns jetzt natürlich auch erst einmal beweisen. Aber wenn alles so aufgeht, wollen wir mit unserem Konzept auch noch weiter gehen. Während sich das Medical Hub vor allem auf andere Bremer Stadtteile übertragen ließe, eignet sich besonders das Gesamtkonzept von DRVN dafür, es stadtübergreifend auszurollen. Denn der Trend geht eindeutig dahin: Es muss mehr Prävention und Lebensstil verändernde Medizin verankert werden, um den Problemen unseres Gesundheitssystems langfristig entgegenzuwirken. Und damit unser Beruf endlich wieder Spaß macht.
Der Name DRVN
DRVN versteht sich als modernes Unternehmen, das vieles anders machen möchte. Daher kommt die besondere Schreibweise des englischen Begriffes “driven”, was so viel heißt wie “angetrieben”. Viele Vorgänge werden besonders im Medical Hub aufs Digitale umgestellt. DRVN steht aber auch für den Drive, also den Antrieb, Dinge anzupacken und zu verändern – in diesem Falle für den Eigenantrieb der Klienten, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und mit den Werkzeugen zu verbessern, die ihnen im Gesundheits- und Präventionszentrum an die Hand gegeben werden.
Erfolgsgeschichten
Wenn neben dem süßen Duft von Glühwein und Schmalzkuchen auch ein Hauch von Meer in der Luft liegt, findet in der Überseestadt wieder die „HafenWiehnacht“ statt. In der Zeit vom 5. bis 8 Dezember 2024 laden die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und der Überseestadt Marketingverein zu diesem besonderen Weihnachtsmarkt auf dem Platz zwischen Speicher XI und BLG-Forum ein.
Mehr erfahrenEinst herrschte im Überseehafen rege Betriebsamkeit. Wo Schiffe aus aller Welt an- und ablegten und Container verladen wurden, wächst heute die Überseestadt. In ihrem künstlerisch verdichteten Audiowalk lässt Regisseurin Katrin Bretschneider den ehemaligen Hafen durch Musik, Klänge, O-Töne und vereinzelte Bilder vor dem inneren Auge eine Zeit lang wieder auferstehen.
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