Historie - Kriege und Krisen
Die Überseestadt Bremen in schweren Zeiten
Von 1914 bis 1942
Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges endete praktisch der gesamte Außenhandel: See- und Landwege waren blockiert, Kontore und Schiffe in feindlichen Gebieten beschlagnahmt, die Arbeitskräfte teilweise eingezogen. Statt der 6.323 Schiffe, die 1913 in Bremischen Häfen ankamen, waren es 1915 nur noch 894. Erst nach einiger Zeit war die Produktion erfolgreich auf Rüstungsgüter umgestellt, wie bei der AG Weser oder bei den Atlas-Werken im Europahafen. Das Hilfsdienstgesetz vom Dezember 1916 unterstellte dann effektiv alle Bereiche der Wirtschaft und alle verfügbaren männlichen Arbeitskräfte den militärischen Bedürfnissen. Die Umschlagszahlen der Häfen stiegen im Verlauf des Krieges leicht an, vor allem im Handel mit dem Ostseeraum.
Nach den Wirren des Krieges und der versuchten Räterepublik waren die Bremer Häfen verwaist, ohne Waren, ohne Schiffe. Die Gesamtzahl der bremischen Schiffe reduzierte sich auf ein Viertel des Vorkriegsstandes, übrig blieben vor allem Segelschiffe und Seeleichter (Fahrzeuge mit geringem Tiefgang mit oder ohne eigenen Antrieb). Der Rest war versenkt oder von den Siegermächten requiriert. Der Verfall der Reichsmark gegenüber anderen Währungen erschwerte die Importe; Rohstoffmangel verhinderte das rasche Wachstum einer Friedensindustrie, die Exportwaren hätte produzieren können. Lediglich Getreide- und Ölmühlen arbeiteten auf voller Leistung - wie auch Schwarzmarkt und Schmuggel. Einen Vorteil hatte die schwache Mark: Die deutschen Reedereien konnten ihre ausländische Konkurrenz unterbieten und die geringen Kapazitäten voll auslasten. Ein Hemmnis dagegen war das Wegfallen der Seehäfen-Ausnahmetarife der Eisenbahn, die zuvor den Transport über den angrenzenden Weser-Bahnhof ins Binnenland erheblich verbilligt hatten. 1920 erreichte der Umschlag die Hälfte des Vorkriegs-Niveaus. Erst eine weitere Vertiefung der Weser auf 8 Meter (1924-29) machte den Bau der „Bremen“ auf den benachbarten Anlagen der AG Weser möglich. Natürlich wurden Anlagen und Gerätschaften weiter auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten. In der folgenden Weltwirtschaftskrise sanken die Hafenumsätze 1931/32 um 25 Prozent.
Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 konnte die NSDAP stark zulegen und zusammen mit der KSWR, einem von der DNVP dominierten Wahlbündnis, hatte die Regierung nach der Wahl eine parlamentarische Mehrheit und konnte darauf gestützt den Weg in die Diktatur ebnen. Die folgende Wahl im November 1933 sah nur noch eine NSDAP-Einheitsliste in Verbindung mit einer Volksabstimmung über den Austritt aus dem Völkerbund vor. So radikal der politische Wandel, so verheerend die wirtschaftlichen Verhältnisse. Bremen als Handelsstadt litt auch unter den Krisen der restlichen Welt. Die meisten Industrieländer kontrollierten den Devisenhandel, so dass Kompensationsgeschäfte (der direkte Austausch von Waren ohne Geld) bald zum Tagesgeschäft gehörten. In den Vorkriegsjahren blieb der Umschlag der bremischen Häfen etwa auf gleichem Niveau, bei sinkendem Wert der Waren. Hauptgüter waren weiterhin Wolle, Tabak, Getreide und Kaffee. 1936 hatte der Überseehandel wieder circa 75 Prozent des Niveaus von 1929 erreicht. In den ersten Kriegsjahren änderte sich daran wenig, bis der Mangel an Rohstoffen und Arbeitskräften im produzierenden Gewerbe den Export zusammenbrechen ließen.